Kind adoptieren: Was Sie über das Adoptionsverfahren wissen müssen

   
von Dana S. - letzte Aktualisierung:
Wann redet man von einer Adoption?

Unterschieden werden verschiedene Adoptionsarten. Die Stiefkindadoption stellt dabei in Deutschland die häufigste Variante dar.

Was muss ich tun, wenn ich ein Kind adoptieren möchte?

Familien, die ein Kind adoptieren möchten, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen und sich auf eine lange Wartezeit einstellen.

Wie lange dauert eine Adoption?

Als ersten Schritt stellen Sie einen Antrag beim Jugendamt. Die Eignungsprüfung kann bis zu einem Jahr dauern. Anschließend müssen Eltern häufig viele weitere Jahre auf ein Kind warten.

Paare, die auf natürlichem Wege keine Kinder bekommen können, versuchen es in der Regel zunächst mit künstlicher Befruchtung. Klappt diese jedoch auch nicht, können sie sich ihren Kinderwunsch erfüllen, indem sie ein Kind adoptieren. Dabei gibt es jedoch viele verschiedene Bedingungen, die erfüllt sein müssen.

In unserem Ratgeber informieren wir Sie ausführlich über die Möglichkeit, ein Kind zu adoptieren. Wir erklären Ihnen, welche Arten der Adoption es gibt, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen und wie das Prozedere abläuft. Außerdem geben wir Ihnen Auskunft darüber, wie eine Auslandsadoption abläuft.

1. Die häufigste Adoption ist die Stiefkindadoption

minderjähriges Kind

Bei etwa 2/3 der Adoptionen handelt es sich um Stiefkindadoptionen.

Bei einer Adoption handelt es sich um die Annahme eines in der Regel minderjährigen Kindes als das eigene Kind. Die zu adoptierenden Kinder leben zumeist in einem Kinderheim. Durch diese Adoption erlangt das Kind auf allen Rechtsgebieten die gleiche Stellung wie ein eheliches Kind.

Laut Erhebungen des Statistischen Bundesamtes wurden im Jahr 2018 fast 4000 Kinder und Jugendliche in Deutschland adoptiert. Die Zahl ist jedoch seit Jahren rückläufig.

Dass sich die Zahl der adoptierten Kinder in den letzten 25 Jahren halbiert hat, liegt laut Experten vermutlich an dem langwierigen Adoptionsverfahren. Dieses will die Bundesregierung jedoch reformieren. So soll das Verfahren vereinfacht und die Bedingungen gelockert werden.

Von Adoptivkindern müssen jedoch unbedingt Pflegekinder unterschieden werden. Während bei Adoptivkindern sowohl das Sorgerecht als auch die Unterhaltspflicht bei den Adoptiveltern liegt, verbleibt die elterliche Sorge bei Pflegekindern entweder bei den leiblichen Eltern oder beim Jugendamt.

Zusätzlich gibt es verschiedene Arten der Adoption, welche wir Ihnen in der folgenden Tabelle veranschaulichen möchten:

Adoptionsart Merkmale
Stiefkindadoption
  • Kind kann vom neuen Ehegatten des leiblichen Elternteils adoptiert werden
  • Einwilligung beider leiblicher Elternteile
  • in Ausnahmefällen kann auf die Einwilligung des anderen leiblichen Elternteils verzichtet werden
  • wenn die Eltern verstorben sind, ist es zudem möglich, Geschwister zu adoptieren
Offene Adoption
  • direkter Kontakt zwischen leiblichen Eltern und Adoptiveltern
  • die leiblichen Eltern können am Entwicklungsprozess des Kindes teilhaben
Halboffene Adoption
  • Informationsaustausch erfolgt über das Jugendamt
  • direkter Kontakt herrscht nicht
Inkognitoadoption
  • leibliche Eltern kennen Adoptiveltern nicht und umgekehrt
  • Schutz vor Gefühl des Hin- und Hergerissenseins
  • in einer Adoptionsvermittlungsakte können leibliche Eltern persönliche Dokumente oder Fotos hinterlegen
  • kann durch Einverständnis aller Beteiligten zu einer halboffenen oder offenen Adoption umgestellt werden

Bevor Sie die Entscheidung treffen, ein Kind zu adoptieren, sollten Sie sich unbedingt mit den Voraussetzungen und dem bevorstehenden Verfahrensweg auseinandersetzen. Denn wer ein Adoptionsverfahren überstehen will, braucht einen langen Atem.

2. Für die Bewerbung müssen viele Voraussetzungen erfüllt werden

Adoption Voraussetzungen als Single

Eine gemeinsame Adoption ist homosexuellen Paaren seit Oktober 2017 erlaubt.

Um in Deutschland ein Kind adoptieren zu können, müssen verschiedene Bedingungen erfüllt werden. Neben einer körperlichen und psychischen Gesundheit spielt beispielsweise auch die finanzielle Situation eine Rolle. Die Daten werden allesamt vom Jugendamt überprüft.

Wichtig ist außerdem, dass zunächst beide leiblichen Elternteile der Adoption zustimmen. Diese Einwilligung ist erst rechtens, wenn das Kind mindestens acht Wochen alt ist. Ab Vollendung des 14. Lebensjahres ist auch die Einwilligung des Kindes entscheidend.

Verheiratete Paare können nur zusammen ein Kind adoptieren. Leben sie jedoch unverheiratet zusammen, kann nur ein Elternteil das Kind adoptieren. Auch alleinstehende Mütter/Väter dürfen nur als Einzelperson ein Kind adoptieren.

Adoptionen in der Schweiz

In der Schweiz müssen Sie im Gegensatz zu Deutschland ein Mindestalter von 28 Jahren haben. Bis 2017 lag die Mindestaltersgrenze sogar bei 35 Jahren.

Im Folgenden bekommen Sie einen Überblick über alle Voraussetzungen, die Sie bei der Adoption eines Kindes erfüllen müssen:

  • adoptieren dürfen Paare und Alleinstehende
  • bei unverheirateten Paaren ist die Adoption nur als Einzelperson möglich
  • Mindestalter von 25 Jahren (mindestens ein Ehepartner, der andere mindestens 21)
  • Altersgrenze nach oben gibt es offiziell nicht; das Alter zwischen Adoptiveltern und -kind muss aber einem natürlichen Abstand entsprechen
  • stabile Partnerschaft und stabiles Umfeld
  • Einwilligung der leiblichen Eltern
  • medizinische Kinderwunschbehandlung muss abgeschlossen sein
  • körperliche und psychische Gesundheit
  • Antragsteller müssen finanziell abgesichert sein
  • das Führungszeugnis darf keine Einträge enthalten

3. Die Antragstellung erfolgt beim Jugendamt

aus Deutschland

Auf ein Kind kommen derzeit etwa neun Bewerberpaare.

Wer ein Kind adoptieren möchte, muss sich dazu an das zuständige Jugendamt wenden. In einigen Wohnorten kann die Vermittlung auch über freie Träger stattfinden. Daraufhin müssen Sie ein Eignungsverfahren absolvieren. In diesem wird geprüft, ob Sie als Adoptiveltern geeignet sind.

Folgende Dokumente müssen Sie vorlegen, wenn Sie ein Baby adoptieren möchten:

  • Adoptionsantrag
  • Geburts- und Heiratsurkunden
  • polizeiliche Führungszeugnisse
  • ärztliche Atteste
  • Lebensläufe mit Fotos
  • Wohnsitzbescheinigungen
  • Vermögens- und Verdienstnachweise

Außerdem müssen Sie einen Fragebogen ausfüllen, in welchem Sie Stellung zu Themen wie dem Grund für die Adoption, Ihrer Lebensführung, dem sozialen Umfeld und Ihrer Belastbarkeit nehmen sollen. Diese Themen werden außerdem noch in vielen weiteren Gesprächen mit dem zuständigen Mitarbeiter des Jugendamts besprochen.

Die Dauer dieser Eignungsprüfung beträgt in der Regel etwa sechs bis zwölf Monate. Sobald die Eignung festgestellt wurde, gilt diese für die nächsten zwei Jahre. Daraufhin beginnt die Suche nach passenden Babys oder Kleinkindern. Da die Zahl adoptionswilliger Paare jedoch deutlich höher liegt als die Zahl der zur Adoption freigegebenen Kinder, beträgt die Wartezeit oftmals mehrere Jahre.

Sobald ein Kind zur Adoption zur Verfügung steht und Sie sich für dieses entscheiden, beginnt die sogenannte Adoptionspflege. Diese dauert ein Jahr und dient dazu sich zu beschnuppern und kennenzulernen. Erst nach dieser Zeit wird die Adoption rechtskräftig.

Falls Ihnen diese Zeitspanne zu lang ist, können Sie sich für ein Pflegekind entscheiden. Wie bereits erwähnt, bleibt in diesem Fall das Sorgerecht jedoch beim Jugendamt oder bei den leiblichen Eltern. Zudem werden nur ein Drittel aller Pflegekinder im Laufe der Zeit von den Pflegeeltern adoptiert.

4. Auch bei der Auslandsadoption steht das Wohl des Kindes im Vordergrund

behindertes Kind

Bei der Adoption aus dem Ausland gibt es einige Besonderheiten zu beachten.

Bei der Adoption aus dem Ausland gibt es ein paar Unterschiede zur innerdeutschen Adoption. Die Antragsstellung läuft jedoch identisch statt. Dazu geben Sie beim Jugendamt alle erforderlichen Dokumente ab und führen daraufhin einige persönliche Gespräche. Auch bei den Voraussetzungen für die Eignungsprüfung gibt es keine gravierenden Unterschiede.

Besonders in diesen Zeiten, in denen der Aufenthalt in einigen Staaten immer gefährlicher wird, spielen Adoptionen aus dem Ausland eine große Rolle. Immer mehr Menschen möchten beispielsweise ein syrisches Kind, ein Kind aus Afrika oder generell ein Flüchtlingskind adoptieren.

Dabei spielt es eine Rolle, ob es sich bei dem Land um einen Vertragsstaat des „Haager Übereinkommens über den Schutz von Kindern und die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der internationalen Adoption“ handelt. Hier finden Sie eine Liste der Länder, die dieses Übereinkommen unterzeichnet haben.

Möchten Sie ein Kind aus dem Ausland adoptieren, sollten Sie sich zunächst mit der Kultur, den Sitten und den Bräuchen des Landes vertraut machen. Besonders geeignet sind Sie natürlich, wenn Sie das Land schon einige Male besucht haben und eventuell sogar die Landessprache sprechen. In diesem Fall können Sie sich sogar direkt bei den Auslandsvermittlungsstellen bewerben.

Achtung: Es gibt viele dubiose Vermittler im Ausland. Hier finden Sie daher eine Liste aller staatlich anerkannten Vermittlungsstellen.

Die Wartezeiten sind hier sehr unterschiedlich. Bei einigen Ländern dauert die durchschnittliche Vermittlungszeit nur einige Monate. Allerdings sind die Kosten für diese Adoptionsmöglichkeit sehr hoch. Sie müssen damit rechnen, dass die Gesamtkosten etwa 15.000 bis 18.000 Euro betragen.

Diese Kosten setzen sich aus folgenden Posten zusammen:

  • Eignungsverfahren
  • Vermittlungsgebühr
  • Beglaubigungen und Versand der Dokumente
  • Übersetzung
  • Flüge
  • Aufenthalt im Herkunftsland

Die inländische Adoption ist hingegen gebührenfrei. Es fallen dabei lediglich Kosten für Dokumente wie Beglaubigungen oder Führungszeugnisse an.

5. Weiterführende Literatur zum Thema

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Kind adoptieren: Was Sie über das Adoptionsverfahren wissen müssen
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Bildnachweise: Africa Studio/shutterstock, Syda Productions/shutterstock, Tero Vesalainen/shutterstock, 9dreamstudio/Adobe Stock, (nach Reihenfolge im Beitrag sortiert)

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