Während Schielen bei Figuren in Kinderfilmen drollig anzusehen ist, sollte es im wahren Leben schnellstmöglich behandelt werden. Wenn Ihr Baby schielt, suchen Sie mit Ihrem Kind einen Arzt auf, denn je früher mit der Behandlung begonnen wird, desto größer sind die Erfolgschancen.
In diesem Ratgeber lernen Sie die unterschiedlichen Formen von Strabismus beim Baby kennen und erfahren, was Sie unternehmen müssen, wenn Sie vermuten, dass Ihr Baby schielt.
Inhaltsverzeichnis
Doch was ist Strabismus? Als Strabismus wird eine Fehlstellung der Augen bezeichnet, bei der sich die Augenachse nicht in der korrekten Position befindet. Das bedeutet: Die Augen blicken nicht in die gleiche Richtung. Oft ist auch nur ein Auge nach innen oder außen gerichtet. Statistisch gesehen kommt Strabismus beim Baby sehr häufig vor.
Grundsätzlich wird zwischen latentem und manifestem Schielen unterschieden. Je nach Art der Verschiebung der Augenachse lassen sich weitere Unterformenkategorisieren. Es handelt sich um Strabismus convergenz (Innenschielen) und Strabismus divergenz (Außenschielen). Auch eine Verschiebung der Augenachse nach oben oder nach unten tritt in seltenen Fällen auf, was Strabismus verticalis genannt wird und abermals in drei weitere Untergruppen unterteilt wird.
Latentes Schielen | Manifestes Schielen |
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Die regulären U-Untersuchungen beim Kinderarzt eignen sich gut, um auf Schielen hinzuweisen.
In den ersten Lebensmonaten schielen Babys oft, da ihr Gehirn noch nicht in der Lage ist, übermittelte Bilder ihrer Umwelt zusammenzusetzen und sie räumlich zu erfassen. Bereits wenn ein Kind 3 Monate alt ist, kann eine vorhandene Fehlstellung der Augenachse gut bei einer U-Untersuchung von einem Kinderarzt festgestellt werden, der eine Überweisung zu einem Augenarzt ausstellt.
Strabismus kann auch genetisch bedingt auftreten, wenn Kinder durch die Krankheitsgeschichte ihrer Eltern oder der näheren Familie vorbelastet sind. Manchmal tritt Schielen auch plötzlich auf und verschwindet über Nacht wieder. In dem Fall handelt es sich um eine Ermüdungserscheinung der Augenmuskulatur.
Vor- und Nachteile der U-Untersuchungen:
Schaut Ihr Baby mit beiden Augen nach innen oder mit einem Auge nach außen, deutet dies auf Strabismus hin. Ab und zu liegt nur eine leichte Fehlstellung vor, die nicht sofort als solche zu erkennen ist und im besten Fall von einem Kinderarzt diagnostiziert wird. Ungewöhnlicher ist eine Fehlstellung der Augenachse, in Folge derer die Augen nach oben oder nach unten blicken.
Sind Sie bei Ihrem 4 Monate alten Kind nicht sicher, ob es sich um Strabismus handelt, können folgende Signale darauf hinweisen:
Achtung:Zögern Sie nicht, Ihre Beobachtungen dem Kinderarzt mitzuteilen, denn je eher mit der Behandlung von Strabismus begonnen wird, desto höher sind die Heilungschancen.
Sitzen die Augenlider bei einem unter 10 Monate alten Kind besonders tief, kann der Eindruck entstehen, dass das Kind schielt. Manchmal tritt dieses physiologische Merkmal bei Babys asiatischer Herkunft auf und wird von Medizinern Pseudo Strabismus genannt. Beim Pseudo Strabismus liegt allerdings keine tatsächliche Fehlstellung der Augenachse vor.
Ziel der Behandlung von Strabismus ist, das fehlgestellte Auge so zu trainieren, dass es eine normale Sehkraft entwickelt. Wenn Ihr Kind bereits als Baby schielt, kann langfristig die Sehkraft seines Auges nachlassen. Daher muss ein Augenarzt die Korrektur mit Hilfe geeigneter Maßnahmen wie z. B. einer speziellen Brille vornehmen.
Warum es so wichtig ist, die Korrektur schnellstmöglich vornehmen zu lassen und welche Therapieerfolge mit der Brille erzielt werden können, erfahren Sie im Interview mit dem Augenarzt Yorck Walpuski.
Tipp: Das Abkleben des Auges mit einem Pflaster erfordert viel Geduld von Eltern und Kind. Ein schönes Motiv oder Muster auf dem Pflaster kann die anstrengende Zeit erleichtern..
Nach der Bestimmung der exakten Strabismus Form, wird mit der Behandlung begonnen. Häufig bekommen Kinder zunächst eine Brille, die das Auge entlasten soll. Später wird ein Auge abgeklebt, um das andere zu mehr Leistung zu animieren. Im weiteren Therapieverlauf wird die Seite gewechselt, damit beide Augen sich gleich stark entwickeln.
Das Fixieren von einem Auge gilt als besonders erfolgversprechende Behandlungsmethode, doch wie lange die Maßnahme angewendet werden muss, hängt vom Einzelfall ab und kann nicht pauschalisiert werden. So kann die Behandlung auch länger als 9 Monate dauern.
Tipp: Lange Wartezeiten bei Ihrem Kinderarzt/Kinderärztin vermeiden Sie, indem Sie die Termine für die Früherkennungsuntersuchungen weit im Voraus vereinbaren.
Die Behandlung von Strabismus bei einem Baby bzw. Kind unter 3 Jahren verläuft besonders vielversprechend, da bei ihnen das Sehzentrum noch nicht vollständig ausgeprägt und leicht zu korrigieren ist. In seltenen und schweren Fällen von Strabismus kann auch eine Operation notwendig sein.
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